Soziale & Kulturelle Grundlagen unserer Arbeit:
Die Wurzeln der Visionssuche liegen weit in unserer Vergangenheit. Initiation und somit Integration junger Menschen in den Stamm, die Gruppe der Erwachsenen war wohl in fast allen Kulturen dieser bunten Erde verwurzelt und üblich. Je nach geographischer Lage und klimatischen Möglichkeiten wurden die Heranwachsenden auf eine art Probe gestellt, sie mussten sich sozusagen bewähren, und dabei herausfinden wo ihre Stärken, ihre Gaben lagen. Diese “Riten de Passage” wie sie der Ethnologe Arthur van Gennep beschrieben hat, machten den Übertritt in die neue soziale Stellung innerhalb des Stammes sichtbar und die neue Rolle wurde von der Gemeinschaft bestätigt. Im Europäischen und damit auch dem weißen Nordamerikanischen Kulturkreis gingen die notwendigen Rituale verloren oder sind nur mehr in rudimentären meist bedeutungslosen Bräuchen erhalten. Zum Glück wurden diese Übergangsriten in meist indigenen Kulturen und weltweit erhalten. Oft konnte das nur im Verborgenen und gegen die Verbote der weißen Kolonisatoren geschehen.
Indigenen Völkermord, Genozid, Kindeswegnahme, Sterilisation, das Verbot der eigenen Sprache, kolonial gesteuerte Landnahme, gewaltsame Missionierung durch christliche Glaubensgemeinschaften sind nur einige der Gräueltaten unter denen indigene Völker zum Teil bis heute leiden.
In diesem Bewusstsein und mit tiefem Respekt vor dem universellen Wissen, das in diesen unterdrückten Minderheiten und zum Wohle der gesamten Menschheit und gegen die Einflüsse der westlichen “Zivilisation” bewahrt wurde möchte ich hier meine tiefe Dankbarkeit und Solidarität ausdrücken.
Wenn ich Menschen in die Natur begleite, dann geschieht dies in einer respektvollen Haltung gegenüber den Traditionen aus denen ich lernen durfte. Hier findest du eine Solidaritätserklärung der School of Lost Borders, die ich hiermit aus vollem Herzen unterstütze!
In der heutigen Form und dem Rahmen wie sie meist angeboten wird wurde sie von Stephen Foster und Meredith Little in der School of lost Borders kultiviert. Stephen und Meredith bekamen bei ihrer Suche nach “Ritas of Passage” Unterstützung durch Hyemeyohsts Storm sowie Grandfather Raymond, einem Angehörigen der Paiute Reservation in Big Pine. Sie forschten weltweit in anderen Kulturen und auch in den Europäischen Mythen. Daraus entstanden die “Bare Bones” dieser heute bekannten Visionssuche Arbeit: der Rückzug aus der Gemeinschaft in die Natur, eine Schwellenzeit in der Einsamkeit, freiwilliges Fasten bzw. der Verzicht auf Nahrung. Eingebettet in eine Gruppe von Initianden erfahren die Menschen in der gemeinsamen Vorbereitung auf die Schwellenzeit und ebenfalls in der Integrationszeit danach, den heilsamen Austausch im Council, dem Sprechen und Hören mit dem Herzen und im Kreis.
In der School of Lost Borders wurden auch viele namhaften Visionssuche BegleiterInnen aus Europa ausgebildet. Über diese ist das Wissen um die Heilsamkeit von bewusst erlebten Übergängen wieder zurück zu uns nach Europa gekommen. Auch ich habe einen Teil meiner Ausbildung in der School of Lost Borders erhalten & auch als Mitglied im Netzwerk der deutschsprachigen VisionssucheleiterInnen stehe ich in dieser Tradition und bekenne mich zu den gemeinsamen sozialen, kulturellen und Ethischen Werten!
Im Anschluß finden sie eine Übersetzung der auf der School of Lost Borders veröffentlichten Seite über kulturelle Beziehungen, zum englischsprachigen original geht es hier: schooloflostborders
Kulturelle Beziehungen
Als Organisation engagiert sich die School of Lost Borders dafür, Teilnehmer und Auszubildende an den vielen Orten, an denen wir unsere Programme durchführen, in die wichtige Geschichte der First Nation-Völker einzuführen. Wir erkennen an, dass sich ein Großteil unserer Arbeit, einschließlich unseres Hauptsitzes, in Payahuunadü befindet, der angestammten, historischen und zeitgenössischen Heimat der Nüümü- und Newe-Völker.
Wir machen es uns zur Gewohnheit, nach Wegen zu suchen, Danke zu sagen, nicht nur dem Land, sondern auch der Gemeinschaft. Einige Führer spenden Zeit, Energie und Geld für indigene Organisationen sowie andere Bemühungen, die sich auf soziale Gerechtigkeit, Heilung und die Wiederherstellung rechter Beziehungen konzentrieren.
Barrierefreiheit
Während die Programme an der School of Lost Borders alle Menschen einbeziehen, erkennen wir die Notwendigkeit an, Programme in bestimmten Gemeinschaften zu verankern, wie z. B. Queer-spezifische Programme, die für die LGBTQ2IA+-Gemeinschaft, Veteranen, Frauen, Männer, Jugendliche und Älteste angeboten werden. In diesen Räumen gibt es oft einen starken Behälter gemeinsamer Erfahrung, der zusätzliche Sicherheit bietet und sehr heilsam sein kann.
Wir wissen, dass ähnliche identitätsspezifische Programme für BIPOC und andere Identitätsgruppen benötigt werden, die derzeit nicht auf diese Weise von der Schule bedient werden. Wir arbeiten auf Ganzheit hin, schaffen mehr Zugang und mehr Repräsentation innerhalb unseres eigenen Guide-Kollektivs und einladendere Räume für systematisch marginalisierte Gemeinschaften in unserer Organisation und Arbeit.
Beziehung
Wir ermutigen die Menschen nachdrücklich, etwas über ihre eigenen Vorfahren und Wurzeln zu erfahren, da sie wissen, dass die Zeremonie durch Beziehung und tiefe Verbundenheit mit Menschen und Orten entsteht. Gleichzeitig erkennen wir an, dass es ein Privileg ist, Aufzeichnungen über die eigene Abstammung zu kennen und Zugang zu ihnen zu haben.
Dabei konzentriert sich unsere Arbeit darauf, allen Menschen die Möglichkeit zu bieten, Zugehörigkeit zu dieser Erde zu erfahren. Sich als Teil der Natur zu fühlen und nicht getrennt von ihr. Während diese Beziehung erinnert, gekennzeichnet und gefeiert wird, hoffen wir, dass alle kulturellen Identitäten und Traditionen ein bisschen friedlicher koexistieren können.
Solidaritätserklärung
Wir von der School of Lost Borders sind uns bewusst, dass unsere Arbeit in einem Kontext herausfordernder und oft schmerzhafter Probleme im Zusammenhang mit Gerechtigkeit, Gleichheit, Vielfalt und Inklusion steht. Diese Themen berühren Rasse, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Klasse und andere Kategorien. Sie berühren auch unsere Beziehungen zu den Ländern, in denen unsere Programme stattfinden, und die komplexen kulturellen Beziehungen zu den traditionellen Völkern dieser Länder.
Wir erforschen intensiv, wie wir diese Probleme verstehen und zur Heilung beitragen können. Wir verpflichten uns weiterhin, alle, die zu unseren Programmen berufen sind, willkommen zu heißen und unseren Teil dazu beizutragen, alle Hindernisse für die Beantwortung dieses Aufrufs zu beseitigen.
Wir setzen uns für umsetzbare Veränderungen, soziale Gerechtigkeit und regenerative Beziehungen zu allen Wesen und dem Land ein.
Wir ehren die indigenen Völker aller Länder, in denen wir arbeiten.
Wir engagieren uns für aktives Zuhören und Lernen, und unsere Arbeit geht weiter. Wir freuen uns über Input und Feedback und werden es weiterhin teilen, während wir fortfahren.
Wir tragen eine Ethik der tiefen Verantwortung, Beziehung und Gegenseitigkeit mit den Orten, an denen wir Programme anbieten. Wir bemühen uns, das Land besser zu verlassen, als wir es vorgefunden haben, und den Urvölkern der Länder, in denen wir arbeiten, etwas zurückzugeben und sie zu ehren.